Braunkohle in der Weststeiermark
Wer sich mit der Entstehung des weststeirischen Braunkohlenreviers befasst, muss mit großen Zeiträumen rechnen: Vor etwa 100 Millionen Jahren begann die sogenannte „alpidische Gebirgsbildung“; vor etwa 20 Millionen Jahren, in der Miozän-Zeit, ging sie zu Ende. Die Alpen mit ihrem beeindruckenden Decken- und Stockwerkebau hatten sich weiträumig aus dem Meer emporgehoben, im neu entstandenen Festland drang das Wasser nur noch randlich in Buchten und Becken vor, war durch Landschwellen bald vom offenen Meer getrennt und wandelte sich durch einmündende Flüsse allmählich zum Süßwasser.
Ausgedehnte Sümpfe und Moore entstanden, in welchen sich über Hunderttausende von Jahren gewaltige Mengen an pflanzlicher Substanz anhäuften. Aus den Pflanzen in diesen Becken wurde später Kohle. Aus den Sumpfwäldern mit ihren mächtigen Mammutbäumen entstand vorerst Torf. Diesem biochemischen Prozess folgte die eigentliche, chemische „Inkohlung“. Dabei wurde das Torfmoor vorerst durch mineralische Schichten (Sand, Schlamm etc.) überlagert und so von der Luft abgeschlossen.
Zeit, Temperatur und Druck spielten in der Folge die wichtigste Rolle. Der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen, Sauerstoff und Wasserstoff bzw. Wasser nahm allmählich ab, während der Kohlenstoff immer mehr angereichert wurde. Bei der Umwandlung des Torfes zu Braunkohle reduzierte sich die Mächtigkeit der Pflanzensubstanz auf etwa ein Drittel. Wenn man bedenkt, dass in den heutigen Mooren die Torfschicht pro Jahr nur um 1/2 mm wächst und sie bei der Umwandlung noch wesentlich reduziert wurde, dann wird daraus deutlich, dass es 30.000 bis 40.000 Jahre lang dauerte, ehe sich genügend Pflanzensubstanz für ein zehn Meter mächtiges Kohlenflöz angesammelt hatte.
Im weststeirischen Braunkohlenrevier sind mehrere kohlenführende Schichten bekannt, die sich auf Grund der stark wechselnden Verhältnisse bildeten: Die sogenannten „Grundflöze“, die unmittelbar über dem alten Felsuntergrund entstanden, sind die mächtigsten und bedeutendsten. Darüber entstanden weitere kohlenführende Schichten. Den Wert dieses „seltsamen Erdgewächses“ – so beschrieb man einst die Kohle – begann der Mensch im Hinblick auf die lange Entstehungsgeschichte erst vor relativ kurzer Zeit zu schätzen. Erst um das Jahr 1780 wurde mit dem Abbau begonnen und das „braune Gold“ vorerst hauptsächlich zur Alaunerzeugung verwendet.
Das weststeirische Braunkohlenrevier hatte in der gesamtösterreichischen Kohlenproduktion und für die Wirtschaft unseres Landes über lange Zeit eine herausragende Bedeutung. So wurden hier im Jahre 1955 – in der großen Blütezeit des Bergbaus – insgesamt etwa drei Millionen Tonnen gewonnen, das waren fast 50 Prozent der gesamtösterreichischen Produktion von damals – eine beeindruckende Zahl!
Bis zum Jahr 2006 wurde die Braunkohle verstromt, also in elektrische Energie verwandelt.