Die Grubenfelder Neuglück, Himmlischheer und St. Aloisi sowie die Selbständige Überschar waren in der Katastralgemeinde Pichling (63351) situiert (siehe Abbildung „Detail Grubenfelder“).
Ein Blick ins Buch der Bergbaugeschichte:
Die Verleihung der Grubenfelder fand zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt. Die Bergwerksberechtigungen für das Neuglück- und Himmlischheer-Grubenfeld wurden am 17. Juli 1844 an die Herren Andreas Graf von Renard und Friedrich Westenholz verliehen. Danach gingen sie in den Besitz des Grafen Henckel von Donnersmark über.
Das St. Aloisi-Grubenfeld gehörte seit dem 31. Juli 1844 zum Besitz von Alois Tunner aus Köflach, die Selbstständige Überschar ging am 16. November 1867 an die Lankowitzer Bergbau- und Revierstollengesellschaft.
In Teilen der gegenständlichen Grubenfelder wurden Bergbautätigkeiten durchgeführt, die hier zuordenbaren Bergbaubetriebe waren der Bergbau Dittler, der Tagbau Barbara (1958) und die Grube Erzherzog Johann. Grundlage der Abbautätigkeit dieser Bergbaue war das Pichlingerflöz.
Der Bergbau „Dittler“
Im Jahr 1861 erwarb Gewerke Robert Eduard Dittler die Zeche Pichling, wobei er die Bergwerksberechtigungen von Graf Henckel von Donnersmark übernahm. Die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft wurde dann im Jahr 1881 Besitzerin.
Der von Dittler als Grubenbau, aber auch im Tagbau geführte Betrieb wurde von der GKB fortgeführt, vergrößert, und ging in weiterer Folge in den Tagbau Barbara über.
Die Tagesöffnung des Klieglschachtes, welcher eine Teufe von etwa 14 m aufweist, liegt im nordwestlichen Bereich des Grubenfeldes Neuglück (siehe Abbildung Bergbauliche Situation). Von der Schachtsohle gehen zwei Strecken ab, eine in westliche Richtung in die Grube Dittler, eine weitere in Richtung Nord-Nord-Ost.
Im Zuge der „aktiven Verwahrung“ durch die GKB-Bergbau GmbH wurden die beschriebenen Grubenbaue rund um den Klieglschacht nach heutigen bergschadenkundlichen Erkenntnissen stabilisiert, womit die Sicherheit der Oberflächennutzung gewährleistet wird.
Mit Ausnahme eines Schachtschutzbereiches mit einem Radius von 10 m wird das Bergbaugebiet im Bereich der Grube Dittler aufgelassen.
Der Tagbau „Barbara“
Von 1869 an haben die Lankowitzer Kohlen-Compagnie (LKC) und später die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft südöstlich von Köflach – mit Unterbrechungen – Kohlenbergbau betrieben. Die Schließung des Werkes Franzschacht (Piberstein) erfolgte im Jahr 1975, die des alten Tagbaus Barbara bereits im Jahr 1958.
Die tagbaumäßige Kohlengewinnung wurde im nordwestlichen Teil des Grubenfeldes Himmlischheer sowie der Selbstständigen Überschar durchgeführt. Die Tagbauböschung setzte in etwa 7 m bis 10 m Entfernung von der Gehsteigkante der Packer Bundesstraße an. Das Flöz fiel im Bereich des Tagbaus Barbara gegen Nordwesten ein und lag am Rand des Tagbaus in Teufen zwischen 10 m und 15 m.
Nach der Auskohlung des Flözes wurde die Tagbaumulde mit tegeligem Abraummaterial und Wäschesand aus der Kohlenwäsche Franzschacht verkippt. Unterschiedliche Verhältnisse im geschütteten Untergrund innerhalb der ehemaligen Tagbaugrenze lassen künftige, unterschiedliche Setzungen erwarten. Die Bebauung des Geländes ist hier einem bautechnischen Gutachten zufolge nur für „untergeordnete Bauwerke“ geeignet, weswegen Grundstücke und Grundstücksteile, die innerhalb der Tagbaugrenze liegen, als Bergbaugebiete aufrecht bleiben.
Die Grube „Erzherzog Johann“
Im nördlichen Randbereich des Grubenfeldes St. Aloisi wurde im 19. Jahrhundert untertägig Kohle gewonnen. Die Grube Erzherzog Johann, bestehend aus der Neumanngrube und der Barbaragrube, wurde etwa zwischen 1870 und 1890 im Dreiecksstrecken-Weitungsbau und danach vermutlich im Bruchbau betrieben, wobei die Haupteinbauten der Neumannstollen, der Barbarastollen, der Antonstollen und der Johannstollen waren. Diese Tagesöffnungen befinden sich etwa 200 m bis 250 m nördlich des Grubenfeldes St. Aloisi. Das Wegenstein Schachtl liegt im nördlichen Teil des besagten Grubenfeldes und weist nach Unterlagen der GKB eine Teufe von 5 m auf.
Gemäß den Aufzeichnungen der GKB kam es am 21. Februar 1963 zu einem Einbruch im Bereich dieser Tagesöffnung, im Umfeld der St. Martiner Straße (Landesstrasse L346). Dabei entstand eine Pinge mit einem Durchmesser von 2 m und einer Tiefe von 0,5 m. Offenbar verursachte der Rohrbruch einer in diesem Bereich verlaufenden Wasserleitung eine Umlagerung des geschütteten Materials, wobei dieses in die Dreiecksstrecke abgeschwemmt wurde. Dadurch kam es in weiterer Folge zur Pingenbildung.
Da sich das Wegenstein Schachtl in unmittelbarer Nähe der Landesstraße L346 befindet, wurden im Dezember 2016 Bohrungen durchgeführt, um die abgehende Dreiecksstrecke sowie den Schacht selbst zu lokalisieren und den Verwahrungszustand zu überprüfen (siehe Abbildung „Sicherungsarbeiten Wegenstein Schachtl“). Der Schacht konnte lokalisiert werden, die Überprüfung der Schachtfüllsäule war erfolgreich. Somit ist die Sicherheit der Oberflächennutzung im Nahbereich des Schachtes gewährleistet.
Mit Ausnahme des Schachtschutzbereiches des Wegenstein Schachtls (r = 10 m) und jener Grundstücksteile, die durch die Abbautätigkeit in der Grube Erzherzog Johann bergbaulich beeinflusst wurden, wird das aufrechte Bergbaugebiet aufgelassen.
Mit Bescheid BMWFW-67.050/068-III/10/2017 vom 8. August 2017 des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wurden die Bergwerksberechtigungen für die Grubenfelder Himmlischheer, Neuglück, St. Aloisi sowie der Selbstständigen Überschar für erloschen erklärt.
Mit Ausnahme jener Grundstücke und Grundstückteile, welche von den beiden Schachtschutzbereichen abgedeckt werden und jener Bereiche, auf denen bergbaubedingte Bodenbewegungen auftreten könnten, wurde dieses Bergbaugebiet damit aufgelassen.
Markus Troger