Wiesenau: Sicherungsarbeiten für ehemaligen Braunkohlenbergbau

Im Bereich des ehemaligen Braunkohlenbergbaus Wiesenau im oberen Lavanttal werden von der GKB Bergbau GmbH im Rahmen der „Aktiven Verwahrung“ als Vorbereitungsmaßnahme für die geplante Löschung der Bergwerksberechtigungen umfangreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt.

Die Bergbaugeschichte von Wiesenau

Die Geschichte des Braunkohlenbergbaus Wiesenau im oberen Lavanttal reicht zurück zum Beginn des 19. Jahrhunderts. 1810 erfolgte die erste Verleihung von Bergwerksberechtigungen an Herrn Johann Fritz. Nach einigen Eigentümerwechseln erwarb im Jahr 1847 Hugo Graf Henckel von Donnersmarck die Berechtigungen für die Kohlegewinnung, wobei die beiden Gruben Wiesenau (nördlich) und Prebl (südlich) ab diesem Zeitpunkt gemeinsam betrieben wurden.

Als Hauptabnehmer der Kohle fungierte das Eisenwerk Frantschach. Nachdem Betriebseinschränkungen im Eisenwerk durchgeführt wurden, ging auch die Förderung beim Braunkohlenbergbau Wiesenau zurück. Eine bessere Absatzmöglichkeit des Rohstoffes wurde durch die Errichtung der Frantschacher Zellulosefabrik erreicht.

Von 1913 bis 1916 wurde der Betrieb des Bergbaus Wiesenau eingestellt. Erst die Kohlennot der Zwischenkriegsjahre führte zu einer Wiederaufnahme des Abbaues, welcher dann bis ins Jahr 1926 andauerte. Durch den Anschluss Österreichs an das „Dritte Reich“ im Jahr 1938 kam es zu einer Wiedereröffnung des Bergbaus Wiesenau, um die vorhandenen Rohstoffkapazitäten für die militärische Aufrüstung zu nutzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in die verstaatlichte Lavanttaler Kohlenbergbau Gesellschaft m.b.H. eingegliedert.

Die Grube Wiesenau, die als Stollenbetrieb ausgelegt war (die Gewinnung erfolgte über Tonnlagen), förderte durchschnittlich 150 bis 200 Tonnen pro Tag, wobei die Kohle unter Verwendung von Abbauhämmern und im Schießbetrieb gewonnen wurde. Im Jahr 1961 wurde die Kohlenförderung endgültig eingestellt.

Die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft führte in den Jahren 1979 und 1980 Prospektionsarbeiten durch, wobei im Rahmen dieses Projekts insgesamt 14 Bohrungen niedergebracht wurden. Hierbei wurden geologische Kohlenvorräte von etwa 5,8 Mio Tonnen bestimmt. Die Charakteristik der Lagerstätte (ungleichmäßige Ausbildung der Flöze, zahlreiche Flözstörungen) schließt jedoch aufgrund zu hoher Abbaukosten eine wirtschaftliche Gewinnung aus.

Noch bis 31. März 2018 findet im Museum im Lavanthaus eine Ausstellung über den Lavanttaler Kohlenbergbau statt, wobei auch ein Teil der Ausstellung dem Kohlenbergbau in Wiesenau gewidmet ist.

 

Die Arbeiten der GKB-Bergbau GmbH in Wiesenau

Die GKB-Bergbau GmbH ist als Bergbauberechtigte des Braunkohlenbergwerks Wiesenau für die Sicherung der Oberflächennutzung nach Beendigung der Bergbautätigkeit verantwortlich. Zur Gewährleistung der Sicherheit wird als Risikomanagementsystem die „Aktive Verwahrung“ eingesetzt. In Abbildung 1 sind die aufrechten Bergwerksberechtigungen der GKB als Skizze dargestellt.

Das Hauptaugenmerk bei der „Aktiven Verwahrung“ wird auf potenziell gefährdete Bereiche der Tagesoberfläche gelegt, die durch seicht liegende Grubenbaue oder durch zu Tage gehende Grubenbaue (Schächte, Stollen, Tonnlagen) bergbaulich beeinflusst wurden. Hierbei werden die tagesnah gelegenen bergmännischen Hohlräume sowie die Tagesöffnungen planmäßig untersucht, und, sofern sich Handlungsbedarf konkretisiert, stabilisiert. Ziel ist die nachweislich setzungsfreie, lage- und erosionsbeständige Verfüllung der verbliebenen nachwirkungsrelevanten Hohlräume und Auflockerungszonen.

Der Sicherungsbereich im Bergbau Wiesenau beschränkt sich aktuell auf den nördlichen Bereich der Grube Wiesenau, wobei die Verdachtsflächen sukzessive abgearbeitet werden. Die Arbeiten erfolgen im Einvernehmen mit der Montanbehörde und der Stadtgemeinde Bad St. Leonhard.

Hierbei ist folgende Vorgehensweise üblich:

  • Informationsgewinnung aus Grubenkartenwerk

  • Ermittlung möglicher Kabel-, Leitungs- und Rohrlagen im geplanten Arbeitsbereich

  • Kontaktaufnahme und Abstimmung mit dem Grundeigentümer/der Gemeinde über bevorstehende Maßnahmen und Tätigkeiten

  • Dokumentation/Bestandsaufnahme von Gebäuden, Straßen, Wegen, etc. vor Beginn der Sicherungsarbeiten zur Beweissicherung

  • Absteckung des Verlaufes der Grubenbaue in der Natur, basierend auf dem Grubenkartenwerk (Abbildung 2)

  • Lokalisierung der Tagesöffnungen mittels Schurfschlitzen und Rammsondierungen (Abbildung 3)

  • Detaillierte Untersuchung der Grubenbaue mittels Kernbohrungen

  • Schrittweise Einpassung der Grubenkarten aufgrund der durch Bohrung/Rammsondierung/Schurfschlitz erworbenen Erkenntnisse, um die Trefferquote der Bohrungen zu verbessern

  • Dokumentation von angetroffene Hohlräume und Auflockerungszonen

  • Druckhafte Verfüllung der Hohlräume und Auflockerungszonen (Abbildung 4)

  • Kontrollbohrung zum Nachweis der durchgeführten Stabilisierung

  • Wiederherstellung des Geländes nach Beendigung aller Arbeiten im Einvernehmen mit Grundeigentümer

Aktuell sind die Sicherungsarbeiten in Wiesenau im Gange, die Arbeiten sollen 2018 abgeschlossen werden.

Markus Troger, August Huber