Um die Sicherheit der Oberflächennutzung im Bergbaugebiet Wiesenau zu gewährleisten, führte die GKB-Bergbau GmbH in den Jahren 2017, 2018 und 2019 ein umfangreiches Untersuchungs- und Sicherungsprogramm durch. Im Bereich der aufzulassenden Grubenfelder konnten Grubenbaue und Tagesöffnungen, bei denen Nachwirkungen möglich erschienen, dauerhaft stabilisiert werden. Die Arbeiten erfolgten im Sinne des bergschadenkundlichen Gutachtens von Professor Hollmann und auf Basis des für die Altbergbaue der GKB entwickelten Risikomanagementsystems der „Aktiven Verwahrung“.
Die meisten der bergbaulich beeinflussten Zonen, die als „nachwirkungsrelevant“ eingestuft sind, werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Lediglich im Siedlungsbereich südwestlich des Schlosses Wiesenau und im Bereich der ehemaligen Anlage II ist die Oberflächennutzung durch Gärten, Gebäude und Verkehrswege dominiert. Auf diesen Flächen sind verstärkt Maßnahmen gesetzt worden, um Bergschäden zu verhindern. Das Ziel war, Grubenbaue (Schächte, Tonnlagen, Stollen, seicht liegende Strecken), durch das Einbringen von setzungsfreiem, lage- und erosionsbeständigem Material soweit zu sichern, dass sie keiner weiteren Nachsorge mehr bedürfen und als „stabilisiert“ bezeichnet werden können.
Zur Feststellung der Verwahrungszustände der Tagesöffnungen wurden Kernbohrungen durchgeführt (siehe Abbildung 1: Schrägbohrung).
Ein Großteil der Tagesöffnungen des Braunkohlenbergbaus Wiesenau liegt auf Flächen, die land- und forstwirtschaftlich genutzt werden und sich nicht im unmittelbaren Siedlungsbereich befinden. Die Lage dieser Tagesöffnungen wurde abgesteckt, der Untergrund mit Hilfe von Baggern und durch Rammsondierungen untersucht. Dabei konnte die GKB-Bergbau GmbH auf die Bedenken und Wünsche der von den Arbeiten betroffenen Grundeigentümer eingehen. Vor allem in gepflegten Gärten ging es darum, die Flurschäden und die Auswirkungen der Baustellen so gering wie möglich zu halten (siehe Abbildung 2).
Insgesamt wurden während des Sicherungsprojektes Wiesenau
- 15 Baggerschurfe niedergebracht,
- 59 Hammer-/Kernbohrungen mit insgesamt 1106,4 Bohrmetern abgeteuft,
- 580 m Rammsondierungen (siehe Abbildung 3) durchgeführt und
- 577 m³ Stollen-SSM (das ist eine stabilisierende Sandmischung) in Hohlräume und Auflockerungszonen eingebracht.
Die Sicherheit der Oberflächennutzung ist damit im Siedlungsgebiet von Wiesenau dauerhaft gewährleistet.
Sämtliche Arbeiten konnten in Abstimmung und gutem Einvernehmen nicht nur mit den Grundeigentümern, sondern auch mit den beteiligten Behörden und den Leitungsträgern durchgeführt werden.
Der Abschluss der Sicherungsarbeiten ermöglicht nun die Löschung der Bergwerksberechtigungen sowie die Auflassung des damit verbundenen Bergbaugebietes im Raum Wiesenau. Diese Schritte sind für das 2020 geplant, wobei die Eigentümer der betroffenen Grundstücke in diesem Verfahren Parteistellung haben.
Die Bergbaugeschichte von Wiesenau (nach N. A. Sifferlinger, Geschichte der Betriebsabteilung Wiesenau der LAKOG GesmbH.)
In einem Artikel wurden bereits einige geschichtliche Aspekte über den Braunkohlenbergbau in Wiesenau beleuchtet. Er begann im Jahr 1810 mit der Verleihung eines Grubenfeldes an Johann Fritz. In den 50-er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Bertha-Stollen angeschlagen und mit dem Untertageabbau begonnen. Zu dieser Zeit hatte bereits Hugo Graf Henckel von Donnersmarck die Bergbaue in Wiesenau übernommen.
Im Jahr 1857 kam es in Wiesenau zu einem Grubenbrand, weshalb der vorbeifließende Klieningbach durch einen Wetteraufbruch in die Grube geleitet wurde. Aufgrund der Schließung des Eisenwerkes Frantschach, welches mit Kohlen aus dem Bergbau Wiesenau versorgt worden war, wurde im Jahr 1863 auch der Bergbau eingestellt. Lediglich für die Beheizung des gräflichen Werksgebäudes baute man in den darauffolgenden Jahren weiterhin eine geringe Menge Kohle ab. Die Wiederinbetriebnahme der Grube erfolgte um 1896. Die Grube rund um den Bertha-Stollen wird in der Literatur oftmals als „Alte Anlage“ bezeichnet.
In den südlichen Grubenfeldern, ausgehend vom Hugo-Stollen, betrieb man Mitte des 19. Jahrhunderts die sogenannten Präbler-Baue im Grubenfeld Präbl. Aufgrund des geringmächtigen Flözes (M < 1,0 m) musste der Abbau jedoch nach wenigen Jahren eingestellt werden.
Mit der Eröffnung der Eisenbahn zwischen Wolfsberg und Zeltweg im Jänner 1900 verbesserten sich die Transportmöglichkeiten und somit auch die Absatzmöglichkeiten für die Wiesenauer Kohle. Im Jahr 1905 begann man im „Edith-Grubenfeld“ mit dem Abbau, wobei die „Neuanlage“ in Wiesenau sich damals aus einer 320 m langen Tonnlage und einem 12 m tiefen Wetterschacht zusammensetzte. Die einzelnen Schollen wurden durch separate Einbaue aufgeschlossen, was vielfach Schwierigkeiten in der Aus- und Vorrichtung und in der Abbauführung und Förderung mit sich brachte.
Pfeilerbruchbaue im schwebenden Verhieb bei streichender Zimmerung waren die damals gängigen Abbaumethoden. Bis zum Jahr 1912 kam es immer wieder zu größeren Grubenbränden, weshalb der Abbau im Jahr 1913 eingestellt wurde. Eine Wiederaufnahme erfolgte aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen infolge des 1. Weltkrieges im Jahr 1916. Zehn Jahre später war das Edith-Feld ausgekohlt und der Betrieb musste eingestellt werden.
Ab dem Jahr Jahr 1938 wurde der Betrieb von Wiesenau wieder aufgenommen. Ein umfangreiches Bohrprogramm war erfolgreich, hinter dem alten Schloss wurde im Dezember 1938 eine neue Tonnlage aufgefahren.
In den Kriegsjahren kam vor allem der Bereich im Grubenfeld Wiesenau zum Abbau, welcher westlich der alten Anlage gelegen war. Zwischen 1944 und 1952 wurde über die Anlage I die westlichste Scholle abgebaut. 1943 erfolgte die Eingliederung des Braunkohlenbergbaus Wiesenau in die 1945 verstaatlichte LAKOG als eigenständige Betriebsabteilung.
1948 wurde mit dem Aufschluss der Anlage III begonnen, die ein Flöz in Verhieb nahm, welches zwischen der oberen und unteren Flözgruppe lag und eine Mächtigkeit von 1,3 m aufwies.
Im Oktober 1951 wurden die Anlagen I, III und IV betrieben, Anlage V wurde neu aufgefahren. Zu der Zeit war der gesamte Grubenbetrieb auf die Anlage V konzentriert, wo man die Kohle im „schwebende Bruchbau“ gewann.
Mit der Anlage VI kam es 1956 zum Aufschluss eines zuvor nicht erreichten Kohleflözes. Bereits im Oktober 1957 erfolgte die gesamte Rohstoffgewinnung aus Anlage VI. Die damit aufgeschlossene Scholle umfasste mehrere bauwürdige Flöze.
Schließlich begann man im Jahr 1959 mit der Anlage VII. Die damit aufgeschlossenen Flöze wurden jedoch nicht mehr ausgekohlt, da der Betrieb zwei Jahre später, 1961, eingestellt wurde. In Wiesenau wurden über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren in Summe etwas weniger als 1 Million Tonnen Braunkohle abgebaut
Zu Beginn der 1980-er Jahre folgten noch Prospektionsarbeiten durch die GKB, wobei zahlreiche Kohleflöze erbohrt wurden, was zur Planung eines Kleintagebaus zur Versorgung es Kraftwerks St. Andrä führte. Dieser wurde jedoch auf Grund der schwierigen Lagerstättenverhältnisse und der daraus resultierenden hohen Gestehungskosten nicht mehr realisiert.
Markus Troger