Der „Hauptschacht Pölfing“ wurde 1872 bis 1874, zur Blütezeit des Kohlebergbaus, durch die Wieser Kohlenbergbau- und Handelsgesellschaft im Bereich Pölfing-Brunn geteuft. Der maximale Querschnitt des mit 75 cm Ziegelmauerwerk tonnenförmig gemauerten Schachtes beträgt 9,5 x 3,8 m. Er war mit Abteilungen („Trummen“) für die Förderung der Kohle, die „Befahrung“, die „Bewetterung“ (Belüftung) und für die „Wasserhaltung“ (Pumpleitungen) ausgestattet. Über die West- und Ostgrundstrecke wurden die kohlegefüllten Förderwagen aus den bis zu 1,8 km entfernt gelegenen Abbauen mit Pferden zum Schacht gezogen und dort zu Tage gefördert. Ebenso floss das anfallende Grubenwasser über die beiden Grundstrecken als tiefst gelegene Grubenbaue zum Hauptschacht und wurde dort dampfbetrieben zu Tage gepumpt.
1885 erwarb die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft (GKB) sämtliche Bergwerksberechtigungen der Wieser Kohlenbergbau- und Handelsgesellschaft. Der Förderbetrieb wurde in der Folge in diesem Bereich eingestellt und ins westlich gelegene Steyeregger Revier verlegt.
Der Hauptschacht Pölfing sollte, nachdem er zwischenzeitlich wirtschaftlich bedeutungslos geworden war, im Jahr 1897 um weitere 60 m auf geplante ca. 187 m geteuft werden. Nach etwa 40 m Abteufung, das heißt bei etwa 167 m Gesamtteufe des Schachtes, kam es zu Fronleichnam 1897 zum Einsturz der Schachtzimmerung. Ein Pumpenwärter, der an der Schachtsohle seinen Dienst versah, kam dabei ums Leben und konnte auch nicht mehr geborgen werden. Die Wände des in den festen Opok (Tonschiefer) geschrämten Schachtes blieben stehen. Der Schacht stand bis in etwa 80 m Tiefe offen. Er wurde in der Folge mit Material von der anliegenden Taubhalde verfüllt, die Schachtanlage wurde abgerissen und das Gelände eingeebnet. Anfangs immer wieder auftretende Setzungen an der Erdoberfläche wurden aufgefüllt, der Schachtbereich wird seither als Hausgarten genutzt.
Im Rahmen des Sicherungsprojekts „Hauptschacht-Pölfing“ untersucht nun die GKB-Bergbau GmbH in ihrer Verantwortlichkeit als „Bergbauberechtigte“ den Schachtbereich, der nach heutiger bergschadenkundlicher Einstufung unzureichend gesichert ist.
Anhand von Rammsondierungen, Bohrungen und Schurfschlitzen wurde der gemauerte Schachtkranz aufgesucht und in etwa 3,5 m Tiefe freigelegt. Eine Kernbohrung in den Schacht bestätigte die Verfüllung mit Haldenmaterial bis in 50 m Tiefe. Es ist möglich, dass es durch Erosion oder mit dem Vermodern des seinerzeit in den Schacht gestürzten Ausbauholzes zu gewölbeartigen Hohlraumbildungen kommt. Diese können langsam nach oben wandern und zum Nachsacken der Schachtfüllsäule oder zum plötzlichen Einbrechen der Erdoberfläche führen.
Ein Projekt, das nun von der GKB-Bergbau GmbH ausgearbeitet wird, sieht die Abdeckung des Schachtes mit einer Betonplatte vor, die in ca. 3,5 m Tiefe am festen Schachtmauerwerk aufliegt. Zwei abgedeckte Schächte sollen bis auf das Geländeniveau hochgezogen werden und dauerhaft die Kontrolle und gegebenenfalls erforderliche Ergänzung der Füllsäule ermöglichen.