Das historisch wertvolle „Mundloch“ des Katharinenstollens in der Mietstraße in Maria Lankowitz ist allen Bergbauinteressierten bekannt. Der hier beginnende Stollen aus dem 18. Jahrhundert ist etwa einen Kilometer lang und stand während der letzten Monate im Zentrum umfangreicher Untersuchungen. Die „GKB-Bergbau GmbH“ erarbeitete ein Sanierungsprojekt, das Gefährdungen durch den Stollen ausschließen und die Wasserableitung dauerhaft sicherstellen wird.
Der 1790 durch Fortunat Spörk aufgefahrene „Katharinenstollen“ war der erste planmäßige untertägige Kohleaufschluss im Voitsberg-Köflacher Braunkohlerevier. Von den Bauen des Katharinenstollens ausgehend, weitete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Abbautätigkeit in der Lankowitzer Kohlenmulde über den Gottesgabschacht und den Franziscischacht bis hin zu den tiefen Abbauen im Betrieb Franzschacht gegen Westen und Süden aus.
Der Katharinenstollen bildete die tiefste Sohle der Abbaue im „Edler-Pfeiler“, einem Abbaufeld nördlich des Ortskernes von Maria Lankowitz. Der zur Abförderung und Entwässerung aufgefahrene Stollen wird als „Unterer Katharinenstollen“ bezeichnet. Die darüber, im steil ansteigenden Kohleflöz geführten „Mittlerer“- sowie „Oberer Katharinenstollen“ dienten dem Aufschluss und Abbau des Flözes. Die Abbaue in der steil aufsteigenden Lagerstätte führten mit dem seicht „ausbeißenden“ Kohleflöz teilweise sehr nahe an die Tagesoberfläche heran.
Ein sich schnell ausbreitender Grubenbrand, der in der Folge nicht mehr zu beherrschen war, führte 1867 zur Stilllegung dieses Bergbaues, zuletzt im Besitz von Franz Graf Meran, des Sohnes von Erzherzog Johann.
Nach dem Auftreten mehrerer Pingen 1959 im ehemaligen Abbaubereich Edler-Pfeiler, wurde vom damaligen Bergbaubetreiber über diese offenen Einbrüche Flugasche in das Grubengebäude eingeschlämmt. Um ein Auslaufen der Flugasche aus dem „Unteren Katharinenstollen“ zu verhindern, wurde am Ende der Ausmauerung in Stollenmeter 135 eine starke Betonwand errichtet.
1976 erfolgte die Schließung des Grubenbetriebes Franzschacht durch die GKB. Der offene Teil des Katharinenstollens wird seither als Wasserlösungsstollen von der GKB-Bergbau GmbH bauhaft gehalten. Der Stollen ist ständig Wasser führend. Er wird durch Zuflüsse aus dem alten Grubengebäude gespeist.
Im Rahmen des Sicherungsprogrammes 2006 wurden alte Abbaue in den Horizonten des „Mittleren“ und „Oberen Katharinenstollens“ im Bereich der Mietstrasse mit Kontroll-Kernbohrungen untersucht. Die teils noch offen stehenden, in nur geringer Teufe gelegenen Baue wurden mit Stollen-SSM und Flugasche verfüllt und damit dieser Bereich, besonders der Straßenquerung, dauerhaft gesichert.
Das aktuell durchzuführende Sicherungsprojekt soll die planmäßige, dauerhafte Wasserausleitung sichern, da Teile des Grubensystems nach wie vor in den „Unteren Katharinenstollen“ entwässern. Das Stollenende soll zu diesem Zweck im Bereich des Wasseraustrittes auf eine Länge von etwa 4 bis 6 m über zwei Bohrungen mit karbonatfreiem Kies bis an die Firste aufgefüllt werden.
Durch den Kies hindurch gelangt das Grubenwasser in ein Filterrohrsystem im Kieskörper.
Eine Filterrohr-Sohlableitung sowie eine Filterrohr-Ableitung im Firstbereich sollen auch nach der firstbündigen Verfüllung des Stollens mit „SSM-2“ (eine selbststabilisierende Sandmischung) einen ungehinderten Ablauf der Grubenwässer bestmöglich gewährleisten.
Druckwasserleitungen bis vor Ort sollen künftig ein steuerbares Spülen des Kies-Filterkörpers sowie der Filterrohre vom Stollenmundloch aus ermöglichen.
Entlang des Stollens treten lediglich Tropfwässer auf, welche für ein Ableitungs- und Verfüllprojekt nicht berücksichtigt werden müssen.
Im Abstand von etwa 6 Meter zum Stollenmundloch soll ein Absperrdamm in Form einer Betonwand errichtet werden. Die firstbündige Verfüllung des Stollen mit SSM-2 erfolgt geländeabhängig über verrohrte Füllbohrungen. Die Verrohrungen werden danach gezogen und die Bohrlöcher verfüllt.
Um aber eine Verockerung des Ableitungssystems im Stollen infolge Frischluftzufuhr durch die Rohrleitungen zu verhindern, wird im Mundlochbereich ein Absetzbecken mit Siphonwirkung auf die Abflussrohre errichtet.
Der als Kellerraum verbleibende „Reststollen“ wird am Eingang, innerhalb der bestehenden, versperrbaren Gittertüre, mit einer Blechtüre verschlossen, um Verunreinigungen zu vermeiden. Kontrollen, oder gegebenenfalls Spül- und Wartungsarbeiten, können in diesem geschützten Raum erfolgen.
Mit der geplanten Verfüllung des Katharinenstollen ist die Nutzung des darüber liegenden Geländes als dauerhaft gesichert anzusehen. Zugleich verbleibt aber auch das Stollenportal, sowie die ersten Meter des Katharinenstollens als montanhistorisches Denkmal der Nachwelt sichtbar erhalten; stellt doch der Stollen den Ursprung einer über 200 jährige Abbautätigkeit in den Maria Lankowitzer Kohleflözen dar.