17.10.2010: Sicherungsprojekt Bergbau Ratten

Im Bereich der Gemeinden Ratten und St. Kathrein am Hauenstein befindet sich der ehemalige Bergbau Ratten („Grubenfeld Waldheimat“), wo bis zum Juli 1960 Kohle gefördert wurde. Die „GKB-Bergbau GmbH“ führt hier nun Untersuchungs- und Sicherungsarbeiten durch. Ziel der GKB ist die endgültige Auflassung des Bergbaugebietes und die Löschung der Bergwerksberechtigungen im Bergbuch. Voraussetzung dafür ist der Nachweis, dass die Sicherheit der Oberflächennutzung gegeben ist.

In ihrem Sicherungsprojekt zum Bergbau „Ratten“ begann die GKB-Bergbau GmbH mit der Untersuchung der ehemaligen Tagöffnungen, die nach dem damaligen Stand der Technik verschlossen worden waren. 

Als erstes wurde der ehemalige „Neue Wetterschacht“ mit einer Bohrung in die Schachtfüllsäule untersucht. Die Hohlräume, die durch das Nachsitzen der Füllsäule im Laufe der vergangenen 40 Jahre entstanden waren, wurden mit „Stollen SSM“ verfüllt. Außerdem wurde eine Beobachtungsstation eingerichtet, mit welcher mögliche Bewegungen der Schachtfüllsäule erfasst werden können. Zusätzlich wurde jeweils ein Pegelrohr zur Wasserstandsbeobachtung in- und außerhalb der Schachtfüllsäule eingebaut.

Nachdem der Schacht als dauerhaft gesichert angesehen werden kann, wurden die Erkundungsmaßnahmen an den ehemaligen Tonnlagen I und II des Bergbaues Ratten weitergeführt.

Diese Tonnlagen (26° Neigung) wurden entsprechend der Dokumentation bei der Schließung des Bergbaues bis unter die Straße zugesprengt. Um das zu überprüfen und sicherzustellen, dass vor allem im Bereich der Straße und des Weges keine bergbau- oder erosionsbedingten Hohlräume mehr vorhanden sind, wurden diese Tonnlagen mittels Bohrungen untersucht.

Dem Grubenkartenwerk ist auch noch zu entnehmen, dass – lange bevor die Tonnlagen aufgefahren wurden – in diesem Bereich westlich der Bergbausiedlung ein privater Kohlenabbau bestand: Der „Antonistollen“, der sein Mundloch in Höhe des Bachbettes hatte. Dieser Stollen bestand aus der Hauptsohle, einer Zwischensohle und einer zweiten Sohle. Ein Förderschacht verbindet die drei Sohlen. Zusätzlich gab es noch einen Blindschacht zwischen dritter und erster Sohle. Laut dem historischen Kartenwerk querte sowohl die erste als auch die zweite Sohle die heutige Straße in geringer Teufe. 

Die Tonnlagen I und II des Bergbaus Ratten konnten lokalisiert werden, die Bohrungen wurden mit Verfüll-Rohren ausgebaut, um die angetroffenen Hohlräume, die teilweise mit Schlamm gefüllt sind, mit „Stollen SSM“ zu verpressen.

Weiters wurden Streckenabschnitte des „Antonistollens“ abgebohrt, um mögliche noch offen stehende Teilbereiche der Strecken zu lokalisieren und ebenfalls zu verfüllen bzw. zu stabilisieren.
Es ist damit zu rechnen, dass die Arbeiten Ende September 2010 abgeschlossen sein werden. 

Zur Geschichte des Bergbaus Ratten:
Das Kohlevorkommen wurde erstmals im Jahr 1804 erwähnt. 1810 wurde die erste Kohle abgebaut, die im 19. Jahrhundert vor allem für die örtliche Glashütte verwendet wurde.
Das Kohlenvorkommen war am Ende des 19. Jahrhunderts von drei Besitzern gedeckt:
- Grubenmaße Vinzenz, Josefi und Barbara (Kogelmulde in Ratten)
- Graf Dr. Karl Lanckoronski (1 DM und 3 GM)
- Besitz Karl Reinisch (2 DM und 1GM und 18 FS)
- Kathreiner Mulde GM „Waldheimat“ – Dr. Herbert Ebner (4 DM und 61 FS)
(Anm.: GM = einfaches Grubenmaß, DM = Doppelmaß, FS = Freischurf)
1922 übernahm die Feistritztaler Bergbau- und Industrie AG alle Grubenmaße mit den Betrieben St. Kathrein und Am Kogl in Pacht.
Zur Abförderung der Kohle wurde 1921 die 18,5 km lange Schmalspurbahn Ratten–Birkfeld gebaut. Zur Endstation in Ratten führten später von beiden Betrieben Hänge-Seilbahnen. Eine weitere Seilbahn führte als Anschluss an die Südbahn von Kathrein nach Hönigsberg (Mürztal).
Die „Feistritztaler Bergbau- und Industrie AG“ erwarb das Bergwerk 1925 und fuhr mit dem  „Friedensstollen“ die Hauptförderstrecke zur langfristigen Aufschließung des Bergbaues auf. Die Bauzeit betrug 4 Jahre. Im Jahre 1935 pachtete die „Steirische Kohlenbergwerke AG“ den Bergbau in St. Kathrein; 1944 erwarb sie es. Im Jahr 1947 wurde die „Steirische Kohlenbergwerke AG“ zur Tochtergesellschaft der „Österreichisch-Alpine-Montangesellschaft“. Ab diesen Zeitpunkt wurden zahlreiche Investitionen vorgenommen. 

Der Bergbau musste während des 2. Weltkrieges immer wieder eingestellt werden. Auch in der Nachkriegszeit gab es häufig Probleme mit Wasserhaltung und Grubenbränden.
1952 stürzte der Wetterschacht im Nordfeld der Grube ein. Daraufhin wurde, wegen der schwierigen Gebirgsverhältnisse als bisher erster und einziger Schacht im österreichischen Kohlenbergbau, ein Senkschacht mit Stahltübbings auf 158 m abgeteuft – der „neue Wetterschacht“! 
Mit dem „Rekonzernierungsgesetz“ aus dem Jahr 1960 wurde die „Steirische Kohlenbergwerks AG“ – rückwirkend mit 1. 1. 1945 – in das Eigentum der „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“ überführt.
Der letzte Fördertag war der 15. Juli 1960, und bereits Ende 1960 war der Bergbau Ratten geschlossen und unzugänglich gemacht. Auch der neue Wetterschacht war mit Taubmaterial verstürzt worden.
Heute ist die „GKB-Bergbau GmbH“ Eigentümerin der Bergwerksberechtigungen und hat das Ziel, die Bergwerksberechtigungen im Bergbau zu löschen. Vor diesem Hintergrund wurde das Sicherungsprojekt für die noch nachwirkungsrelevanten Teile des Grubengebäudes in die Wege geleitet.