28.06.2013: Sicherungsprojekt Bergbau Oberdorf bei Thannhausen

Der ehemalige Braunkohlenbergbau Oberdorf liegt nördlich von Weiz in der KG Oberdorf bei Thannhausen, Gemeinde Thannhausen.

 

Die GKB-Bergbau GmbH führte in diesem Bereich ein umfangreiches Sicherungsprojekt durch. Nun ist die Löschung der Bergbauberechtigungen geplant.

 


Die Ausgangslage

 

Das aus drei Doppelmaßen bestehende Grubenfeld „Elisabeth“ (Abbildung 1) hat eine Fläche von 270.696 m². Die Schurf- und Abbautätigkeiten erstreckten sich mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren – von 1856 bis 1927 und von 1945 bis 1958. In diesem Zeitraum wurden ca. 200.000 t Kohle abgebaut.

Die GKB-Bergbau GmbH, als Rechtsnachfolgerin der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft, ist Inhaberin der Bergwerksberechtigungen. Aus heutiger Sicht ist die Wiederaufnahme des Kohlenbergbaus aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch mangels ausreichender Lagerstättensubstanz ausgeschlossen. Die GKB beabsichtigt daher die „Heimsagung“ der Berechtigungen.

Bereits seit dem Jahre 2010 wurde in diesem Zusammenhang mit Beweissicherungsmaßnahmen und hydrogeologischen Erhebungen begonnen.

Bei einer bergschadenkundlichen Risikoanalyse wurden nachwirkungsrelevante Bereiche des ehemaligen Grubengebäudes festgestellt, also Verdachtsflächen, auf denen die Gefahr von Tagbrüchen und Senkungen besteht. Diese Flächen waren Gegenstand näherer Untersuchungs- und Sicherungsarbeiten.

Zu diesen Bereichen, die als Verkehrsflächen oder Bauland genutzt werden oder im Nahebereich derartiger Nutzungen liegen gehören:

• ein Gesenke (Objekt 13) im Nahbereich des „Anwesens Schellnegger“

• Grubenbaue im Nahbereich zum „Anwesen Roll“

• ein quer über das Abbaugebiet führender Gemeindeweg

• ein Förderschacht (Objekt 23)
 

Sicherung des Gesenkes (Objekt 13)

Mit diesem Gesenke wurden im Jahr 1921 die tiefer liegenden Flöze aufgeschlossen. Nach dem „Abwerfen“ des Luisenstollens diente es bis 1927 als Hauptförderweg.

Der mit Betongewölbe ausgebaute Mundlochbereich wird heute als Keller mit darüber liegendem Carport genutzt. Als Verschluss zum Gesenke wurde nach dessen Auflassung eine Steinmauer errichtet. Das Gesenke selbst ist zwar laut Zeitzeugen zu Bruch geschossen und der Seichtbereich versetzt worden, ein Nachweis dafür liegt aber nicht vor.

Mit Bohrungen (Abbildung 2) in Abständen von 10 bis 15 m wurde der Verwahrungszustand des Gesenkes untersucht. Im einfallenden Abschnitt konnten keine Hohlräume lokalisiert werden.

Unmittelbar im Fußbereich (am Übergang zum „söhligen“ Bereich) wurden mit zwei Bohrungen Hohlräume erbohrt. Über diese Bohrungen konnten 24 m³ „Stollen SSM“ – das ist ein spezielles betonartiges Füllmaterial – druckhaft verfüllt werden (Abbildung 3), womit das Gesenke nun vom übrigen Grubengebäude abgeschottet ist und eine Verfrachtung des Verfüll- oder des Versatzmaterials durch Erosion aus dem ansteigenden Gesenke unterbunden wird.

Mit einer Kontrollbohrung im Fußbereich des Gesenkes konnte eine first- und sohlbündige Verfüllung nachgewiesen werden. Für diesen Bereich wurden in Summe acht Bohrungen mit 153 Bohrmetern abgeteuft und angetroffene Hohlräume lage- und erosionsbeständig verfüllt.
 

Sicherung des Nahbereiches zum „Anwesen Roll“

Laut Kartenwerk führen in nur 15 bis 20 m Tiefe Abbaue und Strecken bis knapp an das Gebäude heran.

Bei der Untersuchung des Verwahrungszustandes der Grubenbaue, insbesondere der „Tiefbau Grundstrecke“ im Grenzbereich zum „Anwesen Roll“, konnte bei drei Bohrungen (Abbildung 4) ein satter Verbruch bzw. Versatz (Abbildung 5) nachgewiesen werden.

Bei einer weiteren Bohrung wurde in Verbindung mit Spülwasserverlust ein Auflockerungsbereich festgestellt, welcher mit Stollen SSM druckhaft verfüllt wurde. (Abbildung 6)

Für diesen Bereich wurden 6 Bohrungen mit 144 Bohrmetern abgeteuft und angetroffene Hohlräume mit 6 m³ Stollen SSM lage- und erosionsbeständig verfüllt. 
 

Sicherung des Gemeindeweges

Der Gemeindeweg quert das ehemalige Abbaugebiet auf einer Länge von ca. 300 m. Er ist zum Teil in nur geringen Teufen mit Strecken unterfahren bzw. unterbaut.

Zur Erkundung der Untergrundsituation im Bereich des Gemeindeweges wurden Bohrungen unmittelbar neben und unter dem Wegverlauf abgeteuft. Die Strecken und Abbaue sind Großteils dicht verbrochen. In Verbindung mit Spülwasserverlust wurden drei Auflockerungsbereiche festgestellt, bei denen 26 m³ Stollen SSM eingepresst wurden. Nur bei einer Bohrung wurde ein Hohlraum mit 0,9 m erbohrt, welcher mit 13 m³ Stollen SSM druckhaft verfüllt wurde.

Für diesen Bereich wurden in Summe 15 Bohrungen  mit 336 Bohrmetern abgeteuft und angetroffene Hohlräume mit 39 m³ Stollen SSM lage- und erosionsbeständig verfüllt.
 

Sicherung des Förderschachtes (Objekt 23)

Der Förderschacht wurde nach Einstellung des Betriebes gemäß den Schließungsunterlagen „dicht verstürzt“. Laut Zeitzeugen gab es unmittelbar im Schachtbereich mehrere Einsenkungen, welche vom Grundeigentümer wieder aufgefüllt wurden.

Mit zwei Rammsondierungen konnte der Schacht nicht nachgewiesen werden, da diese in 9,00 m Tiefe auf zu großen Widerstand stießen.

Mit einer Bohrung wurde die Füllsäule des Schachtes überprüft. Der Großteil der Füllsäule besteht aus weichem, feinsandig schluffigem Material.

Um den Schacht dauerhaft zu sichern, wurde im Schachtfußbereich aus 16 m³ Stollen SSM eine „Plombe“ gesetzt. Weitere 11 m³ wurden in der Füllsäule bis auf 15,00 m Teufe verpresst (Abbildung 7).
 

Dauerhafte Sicherheit ist gewährleistet

Die Erkundungs- und Sicherungsarbeiten wurden als Vorbereitungsmaßnahme für die geplante Löschung der Bergbauberechtigungen und Auflassung des Bergbaugebietes vorgenommen. Mit diesen abschließenden Maßnahmen ist die Sicherheit der Oberflächennutzung dauerhaft gewährleistet.

Die Arbeiten für dieses Projekt erstreckten sich von Anfang März bis Ende Mai 2013.

Für das gesamte Sicherungsprojekt wurden 33 Bohrungen mit insgesamt 740 Bohrmetern abgeteuft. Weiters wurden 96 m³ Hohlraum lage- und erosionsbeständig verfüllt. Alle Arbeiten wurden im Einvernehmen mit den Grundeigentümern und der Gemeinde durchgeführt.

August Huber

 

Historisches

  • 1856 von Josef Schneller durch Bohrungen und Stollen erschürft.
  • 1880 – am 28. Juni wurde der „St. Egydi-Kindberger Eisen- und Stahlindustrie Gesellschaft“ das aus je drei Doppelmaßen bestehende Grubenfeld Elisabeth verliehen. Die Eintragung ins Bergbuch erfolgte unter der Entitätenbezeichnung „Braunkohlenbergbau Oberdorf bei Weiz“.
  • 1881 wurde durch eine Fusion die „Österreichisch Alpine-Montangesellschaft“ Eigentümerin des Bergbaues. Der Abbau wurde zunächst tagbaumäßig geführt.
  • 1898 wurde der Tagbau eingestellt und die Lagerstätte vom Südrand der Mulde mittels Stollen aufgeschlossen.
  • 1899 wurde der Betrieb eingestellt und an Johann Jakob Krieg verkauft.
  • 1903 begann der Aufschluss der unter dem Haupteinbau Luisenstollen anstehenden Kohle. Ein Wetterschacht und Bohrungen wurden abgeteuft. Zur Kapitalbeschaffung wurde die Hälfte des Bergbaues an Wilhelm Sirky verkauft.
  • 1912 gelangte der Bergbau an Anton und Rosa Plaschitz.
  • 1914 war die Lagerstätte oberhalb des Luisenstollens fertig abgebaut.
  • 1916 Aufschlüsse durch Abteufen eines Schachtes, welcher jedoch einen Bergschaden erlitt.
  • 1921 Inbetriebnahme eines neuen Fördergesenkes.
  • 1923–1924 Absatzschwierigkeiten; Abwerfen des Luisenstollens.
  • 1927 Stilllegung des Betriebes.
  • 1928 Kaufvertrag vom 17. Feber 1928: Eigentümerin „Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“
  • 1945 pachtete Ing Hugo Pechmann den Bergbau; das Unterflöz wurde neu aufgeschlossen.
  • 1947 Gründung der „Braunkohlenbergbau Weiz reg. Genossenschaft m. b. H.“, welche den Bergbau pachtete.
  • 1949 traten Absatzschwierigkeiten auf, es wurden nur Restpfeiler im Bereich des Oberflözes abgebaut.
  • 1957 wurde das Unterflöz durch Abteufen eines 28 m tiefen Schachtes erneut aufgeschlossen.

(zitiert aus „Weber & Weiß“)